Nippon // Japan

November 18th 2025 | #Deutsch #English #Japan #Report

/ Deutsche version weiter unten /

Japans new prime minister is - at least verbally - escalating the geopolitical powder keg that is the situation around Taiwan. That the Japanese government would follow this course if no electoral shift comes has been clear for a few years now, but the window of opportunity for deescalation is closing. But as so often, we shouldn't reduce a nation to its foreign policy. Japan also had the chance this year to present itself in all its facets by hosting the international Expo, which I could visit in June during a research trip conducted by Journalists Network that I had the privilege to join. Although the Expo has lost a lot of the worldwide attention it used to garner, I'd say it still offers unique insights into how governments want their countries to be seen on the world stage. As it is, an EXPO is definitely worth a visit, but you'd be well advised to pick and choose what you want to see beforehand, since the spectacle is to large and disorienting for a unplanned visit.

On the world stage, we can see a Renaissance of nuclear power and even though the Fukushima accident happened in Japan back in 2011, the Japanese government is now finding it's way back to a nuclear restart - a decision that stands in stark contrast to the ongoing cleanup and repopulation in the Fukushima region, a place which I experienced as an oppressive memorial to the risks of nuclear technology. From the conversations I had, I'm quite certain, that the Japanese people aren't quite thrilled to have nuclear power as their main source of electricity, but the political leadership has maneuvered carefully in the interests of the involved countries to present it as a well supervised and slow process with many levels of security added, so that resistance in the populace has diminished significantly.

It's no wonder that the nuclear corporations have such influence, as the megalithic corporate structures in Japan are an essential building block of the economic progress of the country. And the Japanese technology sector has long been a leading industry globally, but has been faced with stagnation in the last two decades, which is only slowly getting better due to long-term government policies that enable them to plan in decades instead of just a few years. At the same time vital new technologies, like green hydrogen production, haven't managed to find the corresponding market due to an international lack of demand yet, and quintessential Japanese technology like high-tech toilets have so far failed to persuade international consumers of their advantages. At the same time, a political turn towards nationalism pushed for by the anti-immigrant far right has foreclosed attempts to counter the aging demographic of Japan with international workers, where the local workforce can't yield enough people for domestic jobs.

However, visits at multiple businesses, impressed on me the special Japanese mindset to improve society through ever advancing technological feats, that also include reducing the ecological footprint - an attitude I find is missing sorely in Europe. Any machine designed and built in Japan is always considered a work in progress, to be improved on. Combined with planned maintenance before something breaks, it's no wonder their train and metro systems are so reliable. And all that, while also keeping traditions that strengthen local communities alive.

The traditional festivals and cultural events combine in a unique way with a modern aesthetic and progress-oriented outlook. For me, it felt like a reflection of a certain 80s style utopia, bordering closely on the cyberpunk dystopia that it could quickly become at any time. Looking back on just ten days of intense experiences, I find that Japan has impressed me greatly - enough that I'm already looking for ways to return there.

/ Deutsche Fassung /

Japans neuer Premierminister verschärft – zumindest verbal – die geopolitische Lage rund um Taiwan, die einem Pulverfass gleicht. Dass die japanische Regierung diesen Kurs verfolgen würde, wenn es zu keiner Wahlverschiebung kommt, ist seit einigen Jahren klar, aber das Zeitfenster für eine Deeskalation schließt sich. Wie so oft sollten wir jedoch eine Nation nicht auf ihre Außenpolitik reduzieren. Japan hatte dieses Jahr auch die Gelegenheit, sich durch die Ausrichtung der internationalen Expo von allen Seiten zu präsentieren, die ich im Juni besuchen durfte während einer Recherchereise des Journalists Network. Obwohl die Expo viel von ihrer früheren weltweiten Aufmerksamkeit eingebüßt hat, bietet sie meiner Meinung nach immer noch einzigartige Einblicke darin, wie Regierungen ihre Länder auf der Weltbühne präsentieren möchten. Eine EXPO ist auf jeden Fall einen Besuch wert, aber es empfiehlt sich, vorher auszuwählen, was man sich ansehen möchte - zu groß und unübersichtlich ist das Spektakel für den spontanen Besuch.

Auf der Weltbühne erleben wir derzeit eine Renaissance der Kernenergie, und obwohl sich 2011 in Japan der Unfall von Fukushima ereignet hat, findet die japanische Regierung nun wieder zurück zum Neustart der Kernenergie. – eine Entscheidung, die [in krassem Gegensatz zu den laufenden Aufräum- und Wiederbesiedlungsmaßnahmen in der Region Fukushima steht](https://www.nd-aktuell.de/artikel/1194071.atomenergie-in-japan-zwischen-ruinen-und-reaktoren.html? sstr=aljoscha), einem Ort, den ich als bedrückendes Mahnmal für die Risiken der Kerntechnik erlebt habe. Aus den Gesprächen, die ich geführt habe, bin ich mir ziemlich sicher, dass die Japaner nicht gerade begeistert davon sind, Atomkraft als Hauptstromquelle zu haben, aber die politische Führung hat im Interesse der beteiligten Länder sorgfältig darauf hingearbeitet, dies als einen gut überwachten und langsamen Prozess mit vielen zusätzlichen Sicherheitsstufen darzustellen, sodass der Widerstand in der Bevölkerung deutlich nachgelassen hat.

Es ist kein Wunder, dass die Atomkonzerne einen solchen Einfluss haben, da die gigantischen Unternehmensstrukturen in Japan ein wesentlicher Baustein für den wirtschaftlichen Fortschritt des Landes sind. Der japanische Technologiesektor ist seit langem weltweit führend, hat jedoch in den letzten zwei Jahrzehnten mit einer Stagnation zu kämpfen gehabt, die sich aufgrund langfristiger staatlicher Maßnahmen, die eine Planung über Jahrzehnte statt nur über wenige Jahre ermöglichen, nur langsam bessert. Gleichzeitig haben wichtige neue Technologien wie die Produktion von grünem Wasserstoff aufgrund der noch fehlenden internationalen Nachfrage noch keinen entsprechenden Markt gefunden, und typisch japanische Technologien wie Hightech-Toiletten konnten internationale Verbraucher bisher nicht von ihren Vorteilen überzeugen. Gleichzeitig hat eine politische Wende hin zum Nationalismus, die von der einwanderungsfeindlichen extremen Rechten vorangetrieben wird, Versuche zunichte gemacht, der alternden Bevölkerung Japans mit internationalen Arbeitskräften entgegenzuwirken, da die lokale Erwerbsbevölkerung nicht genügend Menschen für inländische Arbeitsplätze hervorbringen kann.

Die Besuche bei mehreren Unternehmen haben mir jedoch die besondere japanische Mentalität vermittelt, die Gesellschaft durch immer weiter fortschreitende technologische Errungenschaften zu verbessern, wozu auch die Verringerung des ökologischen Fußabdrucks gehört – eine Haltung, die meiner Meinung nach in Europa schmerzlich vermisst wird. Jede in Japan entwickelte und gebaute Maschine wird immer als ein Werk betrachtet, das noch verbessert werden kann. Kombiniert mit geplanted Wartungsarbeiten bevor irgendetwas defekt ist, ist es kein wunder, das ihre Züge und Metros so zuverlässig sind. Und das alles, während gleichzeitig Traditionen, die lokale Gemeinschaften stärken, am Leben erhalten werden.

Die traditionellen Feste und kulturellen Veranstaltungen verbinden sich auf einzigartige Weise mit einer modernen Ästhetik und einer fortschrittsorientierten Haltung. Für mich fühlte es sich wie eine Reflexion einer bestimmten Utopie im Stil der 80er Jahre an, die eng an die Cyberpunk-Dystopie grenzt, zu der sie jederzeit schnell werden könnte. Wenn ich auf nur zehn Tage intensiver Erfahrungen zurückblicke, stelle ich fest, dass Japan mich sehr beeindruckt hat – so sehr, dass ich bereits nach Möglichkeiten suche, dorthin zurückzukehren.


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